Das emotionale Wohlbefinden von Lehrer*innen ist besonders relevant für unsere Gesellschaft. Denn fehlt es an Lehrpersonen, fehlt es auch an Bildung für die Generationen der Zukunft. Leider sind viele in diesem Berufsfeld von hohen Burnoutraten und schlechtem allgemeinem Wohlbefinden betroffen.
Schulleiter*innen haben einen Einfluss auf das Wohlbefinden von Lehrpersonen.
Eine neue, kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, wie positives emotionales Wohlbefinden in der Schule entsteht und beeinflusst wird. In diesem Blog findest du:
Ergebnisse der Studie zu Leadership/Führung in Schulen
Positive Leadership (PERMA-Lead) in der Schule
Deine Handlungsmöglichkeiten als Schulleiter*in
Führung in Schulen: Das sagt die Wissenschaft
Die Forschungsgruppe Goetz, Boets, Resch, Weiss, Frenzel und Ebner veröffentlichten im April 2024 ihre Studie zur Untersuchung von emotionalem Wohlbefinden von Lehrpersonen.
Sie untersuchten, ob der Führungsstil Positive Leadership (mehr dazu weiter unten) zu besserem emotionalem Wohlbefinden von Lehrpersonen führt. Zwei Aspekte sind dabei zentral: Die wahrgenommene Kontrolle und der wahrgenommene Wert der Arbeit.
Während Positive Leadership zu einer höheren wahrgenommenen Kontrolle und zu einem höheren wahrgenommenen Wert der Arbeit führt, sollen diese beiden Komponente wiederum zu mehr emotionalem Wohlbefinden führen. Dieser Zusammenhang wird in der untenstehenden Abbildung veranschaulicht.
Die Komponenten unter der Lupe:
Aber was genau ist eigentlich mit dem Führungsstil und der Führungshaltung Positive Leadership gemeint? Und was sind wahrgenommene Kontrolle und wahrgenommener Wert der Arbeit? Diese Einzelteile schauen wir uns dann weiter unten etwas genauer an. Doch zuerst mal zum Thema PERMA-Lead (Positive Leadership) in der Schule.
Positive Leadership in der Schule
Positive Leadership umfasst ein breites Verständnis von positiven Führungsstilen. Einer davon ist PERMA-Lead. Dieser Führungsstil aus der positiven Psychologie wurde auch in der vorliegenden Studie untersucht.
PERMA ist ein Akronym. Die einzelnen Buchstaben stehen für:
P | Positive Emotions (Positive Emotionen)
Wer viele positive Emotionen erlebt, profitiert von erhöhter Resilienz, Motivation, Kreativität, sozialen Ressourcen, ganzheitlichen Aufmerksamkeitsprozessen, besseren Problemlösefähigkeiten und gesteigertem Optimismus. Aber auch mehr aktive und passive Hilfsbereitschaft sowie mehr Erfolg und Gesundheitsförderung zählen zu den positiven Folgen.
Wann erleben wir positive Emotionen während der Arbeit?
wenn unsere Arbeit gesehen und geschätzt wird,
wenn wir Zeit haben für positiven Smalltalk,
wenn unsere Geburtstage gefeiert werden,
oder wenn externes Lob an uns weitergereicht wird.
u.a.m.
E | Engagement
Jede Schule braucht engagierte Lehrpersonen. Immerhin sind Lehrpersonen die zentralen Leistungserbringer in jeder Schule. Engagement entsteht vor allem dann, wenn die Lehrer*innen ihre individuellen Stärken, Fähigkeiten Talente und Ressourcen in ihre Arbeit einbringen dürfen und können.
Konkret könnte das im Schulbetrieb beispielsweise bedeuten:
Die Tätigkeiten der Lehrpersonen sind weder über- noch unterfordernd
Es gibt eine Passung gibt zwischen Anforderungen und Fähigkeiten: Die Lehrperson kann ihre persönlichen, spezifischen Stärken im Alltag einsetzen.
Die Lehrperson kennt die Ziele ihrer beruflichen Aufgabe
Lehrpersonen erhalten regelmässig wertschätzende und konstruktive Feedbacks
R | Relationships (Beziehungen)
Die Beziehungen am Arbeitsplatz, darunter Beziehungsstärke und Beziehungsengagement, beeinflussen die Arbeitsleistungen. Beziehungen am Arbeitsplatz fördern also nicht nur das allgemeine Wohlbefinden, die Gesundheit und eine gute Atmosphäre, sondern steigern gleichzeitig auch die Leistung der Mitarbeiter/-innen.
Zu einem "Positiven Leadership" gehört also auch das Fördern von gelungenen, positiven zwischenmenschlichen Beziehungen.
M | Meaning (Sinnerleben)
Diese Komponente von Positive Leadership bzw. PERMA-Lead bedeutet, dass Mitarbeiter*innen das “Warum” in ihrer Arbeit kennen. Man empfindet seine eigene Arbeit als sinn- und deshalb auch als wertvoll.
Das ist zum Beispiel der Fall wenn:
Tätigkeit und Arbeitsrolle zur Persönlichkeit und zu den persönlichen Zielen des Arbeitnehmers/ der Arbeitnehmerin passen
Persönliche Werte und Normen zu den Normen der Organisation passen
Die Konsequenzen der eigenen Arbeit als bedeutsam empfunden werden
Der/ Die Arbeitnehmende sich der Organisation zugehörig (als Teil einer kollegialen Gemeinschaft) fühlt.
A | Accomplishment (Erfolge und Erreichtes)
Die Komponente "Accomplishment" beinhaltet, Erfolge und Erreichtes sichtbar zu machen. Es soll gesehen und anerkannt werden, welche Aufgaben erledigt und welche Teilziele erreicht werden.
Das vermeidet das unangenehme Gefühl, zwar den ganzen Tag gearbeitet zu haben, aber dennoch nicht wirklich zu wissen, was man alles erreicht hat.
Und das ist die Idee von PERMA-Lead in der Schule
Bei PERMA-Lead geht es darum, das PERMA der Mitarbeitenden zu erhöhen: Die Mitarbeiter*innen - bzw. in einer Schule die Lehrpersonen - sollen viele positive Emotionen erleben, durch Stärkenorientierung ein hohes Engagement zeigen, gelingende Beziehungen geniessen, in ihrer Tätigkeit den Sinn erleben und den Zweck verstehen und Erreichtes und Gelungenes erkennen und "feiern".
Schulleiter*innen können mit ihrer Führungshaltung diese fünf Dimensionen des PERMA-Lead Ansatzes konkret fördern und entwickeln.
In diesem Video siehst du eine Zusammenfassung des PERMA-Lead Konzeptes in Bezug auf Schulen und Schulleiter*innen.
Zurück zur Studie, von der du oben bereits gehört hast. In dieser Studie werden zwei zentrale Begriffe erwähnt. Diese wollen wir dir hier etwas genauer erklären:
Kontrolle
Beschreibt die subjektiv wahrgenommene Kontrolle, die Individuen über Lern- und Leistungsaktivitäten, sowie auf Ergebnisse haben.
Oder in einer etwas einfacheren und konkreteren Sprache meint Kontrolle: "Was kann ich selbst tun, um zu guten (Arbeits-)leistungen beizutragen?
Wert
Der Begriff "Wert" beschreibt im Zusammen hang mit der Studie den subjektiven Wert, der diesen Handlungen und Ergebnissen zugeschrieben wird.
Oder auch hier wieder etwas alltagstauglicher formuliert: "Wie wichtig ist es mir, bei dieser Arbeit / Aufgabe eine gute Leistung zu erbringen?"
Die Kernfrage lautet also: Wie wichtig ist mir als Lehrperson eine gute Arbeitsleistung und wie viel bzw. was kann ich beitragen, um diese zu erreichen?
Die Studie zeigt also, dass Schulen, die ihre Lehrkräfte mit PERMA-Lead führen einen positiven Einfluss nehmen auf das emotionale Wohlbefinden der Lehrpersonen. Der wahrgenommene Wert ihrer Arbeit sowie die Kontrolle darüber steigen, was wiederum das emotionale Wohlbefinden erhöht.
Das kannst DU als Schulleiter*in tun
Positive Leadership mit dem PERMA-Lead Modell kann auch in Schulen bestens umgesetzt werden. Du musst als Schulleiter*in dazu nicht alles ändern. Aber du kannst dich auf dem Weg machen, Mehrere kleine Schritte sind oft besser und wirkungsvoller als einzelne grosse Massnahmen.
Und das schöne daran: PERMA-Lead ist nicht einfach eine neue Führungsidee oder ein weiteres Führungskonzept, von denen es bereits Hunderte gibt. PERMA-Lead ist evidenzbasiert. Du kannst dich also darauf verlassen, dass es seine Wirkung entfalten wird.
Wenn du wissen möchtest, wie du das ganz konkret in deiner Schule und in deiner Organisation umsetzen kannst, schick uns gerne eine E-Mail an info@schul-consulting.ch. Wir zeigen dir gerne, wie gut und einfach das gehen kann.
Viel Spass damit!
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